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Informationen für Geflüchtete aus der Ukraine
нформація для біженців з України
Информация для беженцев из Украины

Informationsportal der Bundesregierung für Geflüchtete:
Інформаційний портал федерального уряду для біженців:
Информационный портал федерального правительства для беженцев:

www.Germany4Ukraine.de

Allgemeine Informationen der Stadt Hamburg:
Загальні відомості про місто Гамбург:
Общие сведения о городе Гамбург:

www.hamburg.de/informationen-fuer-gefluechtete

Eine Unterkunft finden:
Знайти житло:
Найти жилье:

UNTERKUNFT UKRAINE

Hilfe für Geflüchtete in Blankenese:
Допомога біженцям у Бланкенесе:
Помощь беженцам в Бланкенезе:

Runder Tisch Blankenese – Hilfe für Geflüchtete
Helga Rodenbeck, Petra Rahloff, Cornelia Knoll
Telefon: 866250-42
Pastorat Mühlenberger Weg 68
Mo, Di, Do, 10-12 Uhr
fluechtlingsberatung@blankeneser-kirche.de
www.rundertisch-blankenese.de

Begegnungsstätte Buntes Haus
Hans Dehning
Telefon: 0157 38402010
Blankeneser Bahnhofstraße 30
Di 11-13 Uhr

Angebote in Blankenese (z.B. Begleitung, Dolmetscher, Rechtsberatung, Deutschunterricht)
Пропозиції в Бланкенезе (наприклад, підтримка, перекладачі, юридичні консультації, уроки німецької мови)
Предложения в Бланкенезе (например, поддержка, переводчики, юридические консультации, уроки немецкого языка)
www.blankenese.de/ukraine

Rechtshilfe für Flüchtlinge in Hamburg:
Юридична допомога біженцям у Гамбурзі:
Юридическая помощь беженцам в Гамбурге:

Fluchtpunkt – Kirchliche Hilfsstelle für Flüchtlinge

Sie möchten eine Unterkunft oder Ihre Mithilfe anbieten?

UNTERKUNFT UKRAINE (nur über die Internetseite schriftlich zu erreichen)
UKRAINISCHER HILFSSTAB (Call Center, Tel. 0152 21455530)
ASB
Die Hamburger Freiwilligenagenturen
Informationen der Stadt Hamburg

Spenden:
Ev.-luth. Kirchengemeinde Blankenese
IBAN DE 72 2903 0000 0006 6040 41
Verwendungszweck: „Runder Tisch Ukraine Flüchtlinge“

 


 

„… und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“  Lk 1,19

Kann man angesichts der massiven Gewalt und des verheerenden Angriffs Russlands auf die Ukraine noch pazifistisch sein? Gilt der Slogan „Frieden schaffen ohne Waffen“ heute noch? Viele Menschen sind verunsichert in ihrer ethischen Haltung, die Politik spricht gar von einer Zeitenwende. Einerseits wollen wir die Ukraine in ihrem Recht auf Unabhängigkeit unterstützen, andererseits bedeuten Waffenlieferungen mehr Gewalt und mehr Tote – ein moralisches Dilemma. Am 6./7. Mai tagte in Travemünde eine Sondersynode der Nordkirche zum Ukraine-Krieg. Hier ein Auszug aus der abschließenden Erklärung:

„Das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine ist rechtlich wie ethisch anzuerkennen. Die Lieferung von Waffen zur völkerrechtlich legitimierten Selbstverteidigung ist aus Sicht der Synode vertretbar. Es geht darum, zivilgesellschaftliche Strukturen zu erhalten, die durch eine russische Okkupation ebenso bedroht wären wie die freie Zivilgesellschaft in Russland es jetzt ist. Zugleich mahnt die Synode an, die ermutigenden Formen des gewaltfreien und zivilgesellschaftlichen Widerstands zu fördern, in Russland, in Belarus, in der Ukraine wie in ganz Europa. …

Einer wachsenden verbalen Aufrüstung in Diskussionen und medialen Darstellungen stellt sich die Synode entgegen. Stattdessen gilt es, eine besonnene Analyse zu fördern und bereits jetzt Perspektiven von Gerechtigkeit und Versöhnung nach dem Kriegsgeschehen vorzubereiten. Dazu gehört die Stärkung der Vereinten Nationen. Konkret fordert die Synode, dass entsprechend dem finanziellen Aufwand für Aus- und Aufrüstung der Bundeswehr intensive Investitionen in zivile Friedensarbeit beschlossen werden, insbesondere für die Bereiche Gerechtigkeit, Klimaschutz, Entwicklung und Bildung.“

Das Themen Friedensethik wollen wir im Herbst mit einer Veranstaltung in den Blick nehmen. Für diese Gemeindebrief-Ausgabe haben wir Stimmen aus unserem Umfeld gesammelt, die verschiedene Schlaglichter auf die Situation werfen.

 

„Als der Krieg begann, brannte es auf dem Kanal!“

Merle Schröer, 29, ist Vikarin in der Kirchengemeinde St. Simeon in Alt-Osdorf. Nebenbei betreut sie seit Mai 2021 den Instagram-Account der evangelischen Militärseelsorge @emilseels.

Die evangelische Militärseelsorge will Soldat:innen in ihrer Lebenswirklichkeit erreichen. Deshalb gibt es sie auf den Standorten der Bundeswehr, aber eben auch im Netz, denn dort halten sich viele junge Soldat:innen zwischen 18 und 34 Jahren nach Feierabend auf: „Ich bewege mich in den gleichen Medien, in den gleichen Sphären und bin einfach präsent als Person, so wie ich bin, als Militärseelsorge“, erklärt Merle. So postet sie regelmäßig Bilder, Texte und Stories, stellt Fragen an die Soldat:innen, die ihr folgen, diskutiert in den Kommentarreihen und unterhält sich mit ihren Followern in den Direktnachrichten, die sie erreichen.

Die digitale Militärseelsorge, so betont Merle, sei aber keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zu der Arbeit der Kolleg:innen vor Ort. Die digitale Militärseelsorge habe dabei den Vorteil, besonders niedrigschwellig zu sein: „Ich erreiche oft die, die am Standort nicht von selbst Angebote der Militärseelsorge wahrnehmen, weil sie zum Beispiel in den neuen Bundesländern aufgewachsen sind und überhaupt keine religiöse Prägung erfahren haben.“ Außerdem könne man einfach von zuhause, vom Sofa aus ‚mittickern‘.

Vor dem Krieg erreichten Merle ein paar Direktnachrichten pro Tag. Seelsorgeanliegen waren dabei ganz alltägliche Dinge – nicht die großen friedensethischen Themen, die man vielleicht erwarten würde: „Das waren klassische Themen: ‚Hallo Merle, darf ich dich mal was fragen? Ich bin Kasernenschläfer und immer nur am Wochenende zuhause bei meiner Freundin. Und dann streiten wir uns oft darüber, dass ich so viel weg bin…‘ Sowas waren Themen vor dem Krieg.“

Als der Ukrainekrieg anfing, „brannte es sprichwörtlich auf dem Kanal“, berichtet Merle. „Da erreichten mich plötzlich 20 bis 30 Nachrichten am Tag, die auch alle wirkliche Seelsorgeanliegen waren.“ Dazu kamen Kommentare unter Merles Posts. Denn nicht jedes Gespräch auf Instagram verläuft nur zwischen zwei Personen: „Die digitalen Medien lassen auch zu, dass die ganze ‚Gemeinde‘ sich um dieses Anliegen kümmert, in dem Moment, wo du das öffentlich in die Kommentare schreibst und andere darauf reagieren.“

In Kriegszeiten habe sich aber nicht nur die Zahl an Nachrichten und Kommentaren geändert, sondern auch die Anliegen selbst. Merle erzählt von Angehörigen der Soldat:innen, die von ihrer Angst sprechen, dass der Ehepartner an die EU-Außengrenze versetzt wird und denen sich die Frage stellt, wie man das dann den Kindern erklären solle. Oft wenden Soldat:innen sich aber auch mit ihrem Gefühl der Ohnmacht an sie: „Viele sitzen an ihren Schreibtischen und sind de facto ohnmächtig. Obwohl sie Soldat:innen sind, können sie nichts machen, denn sie sind nicht im Einsatz. Das können viele schwer verknusen, denn sie sagen: ‚Ich mache diesen Beruf, um damit etwas zu leisten für die Gesellschaft. Ich bin ausgebildet dafür, Frieden in Auseinandersetzungen zu bringen. Aber letztendlich läuft der Krieg seit zwei Monaten und ich mache seitdem dasselbe, was ich schon seit drei Jahren gemacht habe.‘“

Merle sieht ihre Rolle als Militärseelsorgerin in der digitalen Welt nun darin, „den Soldat:innen ein offenes Ohr zu geben, da zu sein, mit ihnen auszuhalten, dass die Situation unaushaltbar ist.“

 

„Helfen ist das Schönste, was man tun kann!“

Katrin Nendel, Freiwillige in der Geflüchteten-Hilfe des Runden Tisches Blankenese

Katrin Nendel ist verheiratet und hat drei Kinder. In Mecklenburg an der Müritz aufgewachsen, ist sie noch vor dem Fall der Mauer nach Frankfurt am Main gekommen, hat dort studiert und lange als Controllerin gearbeitet. Seit neun Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich für Geflüchtete über den Runden Tisch Blankenese. Sie unterrichtet Deutsch und Math, begleitet den Berufsschulunterricht, fährt Lebensmittel von Lidl in die Unterkunft nach Sieversstücken, hilft Geflüchteten individuell beim Schriftverkehr, bei der Suche nach Rechtsberatung in Fragen des Aufenthalts und der Arbeitserlaubnis, bei der Wohnungssuche und bei Fragen im Alltag.

Wie war Ihre erste Reaktion, als Sie vom Kriegsausbruch erfuhren und sich denken konnten, dass ganz viele Frauen und Kinder in Deutschland Zuflucht suchen würden?

Ich habe geweint. Wir alle haben die Bilder der Menschen gesehen, die ihre Heimat verlassen müssen, um Schutz vor dem Krieg in der Fremde zu suchen. Diese Bilder können niemanden unberührt lassen. Viele haben sich von Hamburg aus auf den Weg gemacht, um Fliehende an der polnischen Grenze oder in Berlin in Empfang zu nehmen. Blankeneser stellen Wohnraum zur Verfügung, spenden großzügig. Ich bin tief beeindruckt von der Hilfsbereitschaft in unserer Nachbarschaft. Mütter, die jetzt allein in der Fremde für ihre Kinder verantwortlich sein müssen, brauchen unsere volle Unterstützung. Besonders Kinder brauchen eine Umgebung, in der sie Ruhe und Halt finden.

Wie auch bei Geflüchteten aus anderen Ländern ist eine gemeinsame Sprache das Mittel der Verständigung. Je schneller die Geflüchteten Deutsch lernen, desto schneller kann der Alltag gelingen, können Freundschaften geknüpft und kann Hilfe organisiert werden. Hier kann ich helfen. Gemeinsam mit anderen Lehrerinnen und Lehrern biete ich dreimal wöchentlich im Bunten Haus Deutschunterricht an. Der Unterricht ist sehr gut besucht. Außerdem bin ich Teil eines Teams, das samstags im Bunten Haus (Bahnhofstraße 30) zum Frühstück einlädt. Es macht Freude zu helfen und die Menschen kennenzulernen.

Wieviel Zeit investieren Sie? Warum überhaupt?

Ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht, wie viele Stunden ich in der Woche ehrenamtlich unterwegs bin. Natürlich ergeben sich in den Kontakten immer wieder neue Aufgaben, neue Herausforderungen. Es ist gut, dass ein Netzwerk existiert und man sich gegenseitig bei der Unterstützung der Geflüchteten beraten und helfen kann. Jede Hilfe zählt, sei es mit einem geringen Zeitaufwand oder mit sehr großem Einsatz.

Warum liebe ich meinen Nächsten? Warum helfe ich? Weil es das Schönste ist, was man tun kann! Weil Menschen in Not jemanden brauchen, weil auch ich durch den Kontakt mit Geflüchteten sehr viel lerne und neugierig auf die Menschen bin, die zu uns kommen. Weil ich gerne eine freundliche Wegbegleiterin in einer schwierigen Zeit bin.

Was, denken Sie, hilft den Zuflucht Suchenden am ehesten? Welche Vorstellungen haben Ihre Schützlinge von der eigenen Zukunft in Deutschland? Wie gehen sie mit ihrer Angst um?

Sicherheit, einen geschützten Rahmen und Ruhe brauchen die Menschen, die zu uns kommen, zuerst. Ich hoffe sehr, dass die neue Politik, den Geflüchteten aus der Ukraine gleich Aufenthalt zu gestatten und eine Arbeitserlaubnis zu erteilen, Schule macht und auf Geflüchtete aus anderen Ländern ausgeweitet wird. Das würde schon sehr helfen bei der Integration, würde Selbstvertrauen fördern und motivieren.

Die Menschen haben unterschiedliche Vorstellungen über ihren weiteren Weg. Sie sind auf der Flucht, wollen hier ankommen, aber auch anerkannt werden und Teil der Gesellschaft sein. Egal, ob ihr Aufenthalt kurz oder von langer Dauer sein wird. Und ja, viele Menschen, besonders aus der Ukraine, wollen zurück. Menschen aus der Ukraine und aus anderen Krisengebieten haben Angst, natürlich, besonders um die Menschen, die sie in ihrer Heimat zurücklassen mussten. Es ist beeindruckend, dass viele Geflüchtete so handlungsstark und wissbegierig sind, trotz der Sorge um Angehörige und Freunde. Und die Menschen haben natürlich Angst vor dem Verlust ihrer Heimat, vor dem Krieg und dessen Folgen. Wird es ihre Heimat, wie sie sie lieben, noch geben, wenn sie eines Tages zurückkehren?

 

Die Sinnlosigkeit der herben russischen Verluste von unbeteiligten und unausgebildeten jungen Männern hat mich schwer getroffen.“

PW, 29, Reserveoffizier, aufgewachsen in den Hamburger Elbvororten

In meiner zweijährigen Laufbahn zum Reserveoffizier bin ich infanteristisch an der Gebirgs- und Winterkampfschule und an der Infanterieschule des Heeres ausgebildet worden. Die Videos, die ich in den ersten Wochen der Invasion gesehen habe, haben mich als Soldat und mit Erinnerung an mein 20-jähriges Selbst auf verschiedenen Ebenen sehr berührt.

Es ist schnell zu erkennen, dass schlecht ausgebildete Rekruten aus Russland geschickt wurden, um die Ukraine anzugreifen - ohne die notwendige Ausbildung zu Situationen wie Beschuss der eigenen Kolonne oder routinierte Abläufe im Feuergefecht. Die aufgeschreckten Bewegungen nach „Feindkontakt“ erinnerten mich sehr an mich selbst auf den ersten Übungen meiner Einheit. Mit dem großen Unterschied, dass an mir im Anschluss Kritik geübt wurde und ich nicht - und hier sprechen wir vom besten Fall - in Kriegsgefangenschaft genommen wurde.

Die Sinnlosigkeit der herben russischen Verluste von unbeteiligten und unausgebildeten jungen Männern hat mich schwer getroffen. Die Wahllosigkeit vielleicht eines jeden Krieges, aber hier so grafisch, dargestellt zu bekommen, hat mich in den ersten Tagen so sehr beschäftigt, dass ich mich wenig auf meine Arbeit konzentrieren konnte.

Aus der Perspektive des Infanteristen, der Drohnen und Luftangriffen ohne die nötige Infrastruktur und Versorgungswege hilflos ausgesetzt ist, sind diese Bilder für mich nach wie vor schwer zu verkraften.

Mit ein paar Jahren mehr nun als die jugendlichen, fast noch kindlichen Gesichter, die man im Fernsehen gesehen hat, blicke ich darauf zurück, was ich erleben durfte, wie behütet und sicher ich vor, während und im Anschluss an meine Zeit bei der Bundeswehr erwachsen werden durfte. Auf die Frage nach meiner eventuellen Rolle im Fortlauf dieses Krieges kann ich voller Dankbarkeit sagen: Die christlichen und weltlichen Werte, mit denen ich und meine Familie in Frieden und Wohlstand aufwachsen durften, sind für mich ein Grund, auch als Soldat für sie einzustehen. Dafür wünsche ich mir von der Politik, nicht ohne Munition und Diesel auf der Strecke gelassen zu werden.

Bis dahin sind meine Gebete bei den Familien und Betroffenen des gesamten Krieges.